Friedlich: 40 000 Pfadis leben zusammen
(Laupheim/Burgrieden/sz) „Pfadfinder ist man ein Leben lang“, sagt der 19-jährige Roman Grötzinger aus Burgrieden. Kürzlich ist er vom Jamboree aus Schweden zurückgekommen, wo er zusammen mit weiteren 40 000 Pfadfindern ausder ganzen Welt 14 Tage lang friedlich zusammengelebt hat, wie er sagt.
Alle vier Jahre treffen sich Pfadfinder zwischen 14 und 17 Jahren aus der gesamten Welt, um die jeweils anderen Nationen und ihre Besonderheiten kennenzulernen. „Dabei stehen der Spaß und die Gemeinschaft an erster Stelle“, erklärt der 19-Jährige. In diesem Jahr fand das Treffen in Südschweden, in Rinkaby, statt. Aus Laupheim und dem Umland waren 13 Pfadfinder samt Gruppenleiter Roman Grötzinger mit dabei.
„Auf dem riesigen Areal, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, haben wir uns erst mal eine eigene Stadt gebaut“, erzählt der 19-Jährige. „Wir haben unsere Zelte aufgestellt und Strom und Wasser verlegt.“ Genau wie die anderen 40 000 Menschen, die nicht nur aus Deutschland, sondern aus England, Frankreich, Israel, Italien und Nigeria und vielen anderen Ländern angereist sind. „Es waren Pfadfinder aus insgesamt 157 Nationen dort“, erzählt Roman. „Wir haben in einem Trupp zusammen mit anderen Deutschen in einer Art Lebensgemeinschaft gelebt.“ Die etwa 40-köpfige Mannschaft musste gemeinsam für ihre Verpflegung sorgen. Zudem stand täglich von 10 bis 15 Uhr ein Programm an, bei dem sich die Pfadfinder mit unterschiedlichen Themen beschäftigt haben.
Für jeden Tag gibt es ein Motto
Jeder Tag hat unter einem bestimmten Motto gestanden, sagt der 19-Jährige. Bei dem Thema „People“ mussten sich die Jugendlichen beispielsweise mit der eigenen Kultur auseinandersetzen. „Wir haben uns aber auch mit den Eigenheiten der anderen Kulturen beschäftigt.“ An einem anderen Tag haben sich die Pfadfinder in Kleingruppen unterschiedlichen Aufgaben gestellt. Ein Teammitglied musste unter anderem ein Puzzle blind zusammensetzen, mithilfe seines sehenden Teams. „Dabei sollte die Gemeinschaft gefördert werden“, erklärt Roman. „Und die Verständigung untereinander.“ Beim „Culture Festival Day“ hat jeder Trupp ein Gericht präsentiert, das typisch für die jeweilige Region ist. „Wir haben Schupfnudeln gemacht“, erinnert sich Roman. „Es war gar nicht so einfach, sich auf etwas zu einigen, denn in unserem Trupp waren Leute aus ganz Süddeutschland.“ Am besten geschmeckt hat Roman das Essen aus Israel. „Die Brotfladen, die die Israelis über offenem Feuer zubereitet haben, waren lecker.“
Doch es standen auch ernstere Themen auf der Tageordnung. Beim Thema „Global Development Village“ diskutierten die Teams über Weltkatastrophen. „Wir haben überlegt, wie es zu Kriegen, Hunger und Kinderarbeit kommt“, erklärt Roman. „Dann haben wir gemeinsam über Lösungen nachgedacht.“
Alles ist ungezwungen
Die freie Zeit konnte jeder individuell gestalten, sagt Roman, der gern über das Areal gelaufen ist, um auf Gleichgesinnte zu treffen. „Bei uns Pfadis ist alles ungezwungen“, beschreibt der 19-Jährige. „Es ist weder formell noch distanziert.“ Im Umgang seien alle wie Geschwister. „Man hilft, wo Hilfe nötig ist.“ Auch der nachhaltige Umgang mit der Natur sei Gesetz. „Wir zerstören sie nicht, wir schützen sie“, sagt der angehende Student der Luft- und Raumfahrtechnik.
Deshalb ist sich Roman sicher, dass wenn jeder ein bisschen wie ein Pfadfinder wäre, es keine Kriege mehr geben würde. „Die Botschaft des Jamboree ist, dass alle friedlich zusammenleben sollen“, sagt Roman. „Wir Pfadis nehmen diese Grundsätze ins eigene Leben mit. Wenn das alle machen würden, gäbe es keine Auseinandersetzungen, weil jeder den anderen respektieren würde.“
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